Freitag, Juni 3

Filmkritik: Freischwimmer


Für eines ist der deutsche Film nicht bekannt: Ambitionen. Auf den ersten Blick könnte man meinen, mit „Freischwimmer“ aus dem Jahre 2007 eine große Ausnahme gefunden zu haben, die sowohl auf Darstellungs- als auch auf Bedeutungsebene ein Wagnis eingeht und sich mit einem düsteren Look erholsam von der Masse abhebt. Auf den zweiten Blick ist „Freischwimmer“ nichts davon und nur die Bestätigung eines Vorurteils.

In einer Kleinstadt irgendwo im Nirgendwo stirbt ein Junge an einer Vergiftung, und Rico, einer seiner Mitschüler (Frederick Lau als schwarzes Loch der richtigen Intonation) sieht dabei zu. Die Stadt ist für kurze Zeit in Aufruhr, und sein Lehrer (der großartige August Diehl, der hier schlich verramscht wird und fehlbesetzt ist) freundet sich mit Rico an. Daraufhin entspinnen sich Irrungen und Wirrungen, die nur noch wenig mit dem Mord zu tun haben und in ihrer Willkür sehr schnell sehr lächerlich werden.


Die Schule, die die Kinder besuchen, heißt „Kafka-Gymnasium“, aber sie hätte genauso nach David Lynch oder Philip Ridley benannt worden sein können, so offensichtlich sind die großen Vorbilder. Was die Künste dieser illustren Riege jedoch auszeichnet, wird in „Freischwimmer“ zum Selbstzweck: Undurchdringlichkeit und Absurdität. Wo beispielsweise ein David Lynch fein skizziert und andeutet, haut Andreas Kleinert, der Regisseur von „Freischwimmer“, mit dem großen Dampfhammer zu. Die unheimliche Atmosphäre, die er durch kühle Bilder und wenig Bewegung zu Beginn durchaus effektvoll erzeugt, zerfällt, sobald sich die Handlung entfaltet.


Die Charaktere sind dabei kaum mehr als Statisten, die ihren Text aufsagen, ohne auch nur den Hauch von Glaubwürdigkeit zu besitzen. Natürlich ist dieser Effekt gewollt, allerdings kollidiert diese Darstellung mit dem Anspruch, dennoch eine kohärente Geschichte zu erzählen (die sich zu allem Überfluss auch noch unerträglich in die Länge zieht). Hier passieren die Dinge nur, aber sie sind nicht eindeutig motiviert und haben keine spürbaren Konsequenzen für die Beziehung der Figuren untereinander. Ein gutes Beispiel hierfür ist ein Reh, das sich ohne Erklärung in einem Gebäude verlaufen hat und vor Publikum erschossen wird. Einen Bezug zu dem restlichen Geschehen hat diese Szene nicht, und das soll sie auch nicht haben – sie steht nur für sich selbst und ist deplatziert, um deplatziert zu sein.  


„Freischwimmer“ hätte durchaus Potential gehabt, zu mehr als nur zu einer konfusen Hommage an Lynch und Kafka zu werden, so aber zerschellt er an den großen Vorbildern und bietet nichts, was man nicht schon so oft so viel besser gesehen hat.


Fazit: Zu lang, zu konfus, zu abgeschmackt.

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