Samstag, Mai 14

Filmkritik: Sucker Punch


Wie „Alice im Wunderland mit Maschinengewehren“ beschreibt Regisseur Zack Snyder seinen neusten Streich, und dieser Vergleich passt durchaus – zumindest, wenn damit Tim Burtons verkorkste Adaption von „Alice Im Wunderland“ gemeint ist: Wer eine hanebüchene Geschichte sucht, die mit farblosen Figuren volle zwei Stunden lang ermüdet, ist bei „Sucker Punch“ genau richtig.


Babydoll (Emily Browning) hat ein Problem: Nach dem Tod ihrer Schwester und Mutter wird sie von ihrem Stiefvater gegen ihren Willen in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Um ihrer tristen und ausweglosen Realität zu entfliehen, flüchtet sie sich in Traumwelten, in denen sie nicht nur zu einer unterdrückten ‚Angestellten‘ eines Bordells wird, sondern auch mit vier weiteren Mädchen in tief ausgeschnittenen Lederklamotten gegen überlebensgroße Ninjas, Zombies und andere Leitfiguren der modernen Popkultur antritt.


Über die letzten Wochen hinweg ist die Diskussion um „Sucker Punch“ im Internet förmlich explodiert; manche halten Snyders nunmehr fünfte Regiearbeit für den filmischen Antichristen, der seine Hauptfiguren sexuell ausbeutet und dem männlichen Auge zum Fraß vorwirft, andere verteidigen ihn als dumpfen, aber unterhaltsamen Action-Streifen, der nicht einmal klug genug ist um wirklich als Statement zu der Stellung der Frau im modernen Film zu dienen. Welche Meinung man auch diesbezüglich auch einnehmen möge, unter dem Strich ist „Sucker Punch“ sicher eines: schrecklich langweilig.  


Die Story, die sich auf den ersten Anschein komplex gibt und auf mehreren Ebenen erzählt wird, ist so dünn, dass sie wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt, sobald man auch nur einen Nebengedanken an sie verschwendet. Warum eine 20-jährige, die keinen vollen Namen sondern nur einen Spitznamen besitzt, sich gedanklich in ein Bordell flüchten würde, in dem sie von der männlichen Belegschaft unterdrückt und ausgebeutet wird, muss sich wohl jeder selbst erklären, der Film tut es nicht. Viel schlimmer aber sind die Action-Sequenzen, die zwar gut choreographiert sind, aber mit üblen Cover-Versionen von viel zu oft gehörten Songs unterlegt sind und eher wie überlange Kurzfilme erscheinen. Mit der eigentlichen Geschichte haben diese Sequenzen nichts, aber auch gar nichts zu tun, und auch wenn sie den optischen Höhepunkt des Films bilden langweilen sie spätestens ab der Hälfte, weil die Figuren sich in diesen Sequenzen sich  schlicht niemals in Gefahr befinden.


Dass die gesamte Schauspielerriege (u. a. Vanessa Hudgens, Jena Malone, Carla Gugino) sich keine Mühe gibt, ihren eindimensionalen Charakteren etwas mehr Gewicht zu verleihen, fällt im Vergleich zu den restlichen Problemen sogar eher wenig auf, und auch wenn die Mädels durchgängig spärlich gekleidet sind wirkt der ganze Film bieder und auf ein Minimum an Erotik und Gewalt reduziert. Die Kürzungen, die Snyder laut eigenen Aussagen vornehmen musste, um den Film in Amerika für ein breites Publikum veröffentlichen zu können, machen sich hier sehr negativ bemerkbar.


Was dem Film letztlich aber den Todesstoß verleiht ist sein bemühtes Ende, das dem Film mit zweideutigen Botschaften und konfusen Ereignissen jede Gravitas nimmt und die langweiligen zwei Stunden vollends zur Zeitverschwendung werden lässt. Damit ist „Sucker Punch“ ein stumpfer, hohler Versuch, die feuchten Träume der Popkulturträger mit einer scheinbar pro-femininen Botschaft zu verbinden, ein Versuch, der ganz einfach komplett fehlschlägt.



Fazit: Ein übler Tiefschlag und die bisher größte Enttäuschung des Jahres.

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